Self Organizing Still-Life (SOS)
Das Kürzel SOS steht für Kommunikation innerhalb eines zusammenhängenden sozialen Systems. Fried hat für seine aktuelle Reihe akustisch stimulierter, interaktiver und kinetisches Skulpturen diesen Arbeitstitel SOS - Selbst Organisierende Stillleben - gewählt. Erstmals präsentiert auf dem Art Forum Berlin 1998, sind seine SOS-Skulpturen inzwischen in zahlreichen Solo- und Gruppen-Ausstellungen gezeigt worden, darunter in einer einzelausstellung für "Nacht der Museen" im Jörg Immendorff's Düsseldorf Atelier, und in einer Museums-Wanderausstellung "Kunst in Bewegung" zusammen mit Arbeiten von Rebecca Horn, Robert Rauschenberg und Günter Uecker und anderen.
Den SOS-Skulpturen, bei allen Unterschieden in Größe und Material, sind Kugeln gemeinsam, die auf der ebenen Fläche eines Steinobjekts durch Geräusche aus der Umgebung in Bewegung gesetzt werden. Töne werden ohne Verzögerung in Wellen umgewandelt, die lautlos jede einzelne Kugel zur Bewegung anregen. Die resultierenden Aktionen der einzelnen Kugeln und die Interaktionen untereinander sind nicht prädeterminiert. Sie ordnen sich in fortwährend neuen Mustern einer eleganten, flüssigen Choreographie neu. Einige berühren sich zart, andere drehen sich weg, während wieder andere frontal aufeinander zurasen, um dann sanft umeinander zu kreiseln oder sich doch auszuweichen. Oft verändern sie, ohne physisch Kontakt zu haben, gegenseitig den Weg und damit das weitere Schicksal. Jede Kugel ist fähig, die andere zu spüren.
David Fried ist in der Lage, jeder einzelnen der handgefertigten Kugeln individuelle Eigenschaften zu verleihen, ihnen damit die Möglichkeit zu geben, anders auf aktuelle Geräusche zu reagieren und sich unterschiedlich zu verhalten; dabei kann der Künstler durchaus jedem SOS eine bestimmte Tendenz choreographischen Verhaltens mitgeben. Als würden zwei Personen unterschiedlich zur selben Musik tanzen, interagieren die Kugeln einzigartig und lebendig, beeinflusst von ihrer Umgebung. Wenn die akustischen Signale ausbleiben, kommen die Kugeln in immer neuen Konstellationen zum Stillstand: Stillleben entstehen.
Während wir mit Geräuschen die Bewegungen der Kugeln beeinflussen und zugleich nachvollziehen, wird unsere Aufmerksamkeit zunehmend auf die nicht-linearen dynamischen Beziehungen gelenkt, die sich zwischen ihnen ausbilden. Der Fokus verschiebt sich damit vom Blick auf die Einzelobjekte hin zu einer in hohem Grade subjektiven Sicht eines höheren Gesamtgefüges.
Eine vielschichtige, lebendige Erfahrung schaffend, bestechen Frieds interaktive Skulpturen durch ihre symbolisch provozierende Einfachheit. Der Betrachter wird angeregt, eine neue Sicht auf Beziehungen, auf das Leben und das Universum der Gedanken zu gewinnen.
David Fried
aus New York / USA
Lebt und arbeitet in Düsseldorf
Mehr Informationen über den Künstler finden Sie auf seine Webseite
Davidfried.com
(Abb: David Fried)
David Fried